Weiblichkeit leben und in den Alltag integrieren

Gar nicht so leicht oder?

Wir Frauen haben es heutzutage manchmal gar nicht so leicht – finde ich. Es wird uns vieles abverlangt oder sollten wir lieber sagen, wir verlangen uns selbst vieles ab?
Wir wollen im Beruf erfolgreich sein, Karriere machen, uns verwirklichen, dabei gut aussehen, haben oft Familie und dürfen diese noch versorgen, wollen Zeit mit den Kindern verbringen, den Haushalt gut in Schuss halten, uns mit Freundinnen treffen, zudem noch eine gute und attraktive Geliebte und Freundin für den Mann sein – das hört sich schon nach einem vollen Tagesplan an. Viele Frauen heutzutage erschöpfen sich. Die Anforderungen die wir an uns selbst stellen sind sehr hoch. Ich erlebe es in meinen coachings und Seminaren, dass Frauen sich so sehr danach sehnen sich wieder fallenlassen zu können, loszulassen und manchmal gar nicht mehr genau wissen, wie das gehen soll und vor allem wann?

Der tägliche Zeitplan ist gespickt mit Pflichten und das ganze fühlt sich wenig weiblich an. Tatsächlich ist es so, dass viele Frauen heutzutage eher in das männliche Prinzip gegangen sind. Vorgelebt wurde ihnen dies bereits von ihren Müttern und Großmüttern, die allesamt mitanpacken und durchhalten mussten, besonders in Kriegs- und Nachkriegszeiten. Diese Parolen des „Durchhaltens und anpacken“ sind noch heute oftmals in uns Frauen und wir leben sie, ohne das es uns bewusst ist. Oft werde ich gefragt, wie Frau denn Weiblichkeit leben kann und was Weiblichkeit überhaupt ist.

Das ist eine gute Frage und jede Frau würde sie sehr individuell und anders beantworten. Es gibt meiner Ansicht nach auch keine allgemeingültige Antwort, denn Weiblichkeit ist etwas sehr individuelles. Eines fällt mir allerdings immer wieder sehr prägnant auf. Wie wollen wir Weiblichkeit leben und erleben, wenn wir selbst keinerlei Vorbilder hatten, wenn schon unsere Mütter und Großmütter also nicht ihre Weiblichkeit gelebt haben?
Das ist schier nicht möglich und wir leben unser Frau – Sein daher erst einmal so aus, wie wir es vorgelebt bekamen. Hilfreich kann daher sein, sich einmal neue Vorbilder zu suchen. Frauen, die das wiederspiegeln was wir mit Weiblichkeit verbinden.

So durfte auch ich das tun, denn auch ich war mein ganzes Frauen Leben lang zunächst einmal sehr im männlichen Prinzip verhaftet. Arbeitete viel, hörte wenig auf meine innere Stimme, vertraute mehr dem Kopf und kontrollierte meine Mitarbeiter und Kollegen, statt ihnen freimütig zu vertrauen.
Ich hatte bis dahin nur männliche Vorbilder und kannte es nicht anders, strengte mich sehr perfektionistisch an und lebte somit gegen meine eigentliche Natur, was mein Körper mir glücklicherweise, so sage ich heute, schon früh, sehr deutlich, mit Krankheiten zeigte.
Auch ich wusste zu dieser Zeit nicht, wie es sich anfühlen kann „weiblicher“ in der Welt zu sein. Das machte mir sogar zeitweise Angst. Schwäche zeigen, Vertrauen, Loslassen – ja wie soll das bitte heutzutage gehen, ohne dass ich alles verliere?

Wie soll ich auf diese Art in unsere r Gesellschaft bestehen, war einer meiner Fragen an meinen damaligen Lehrer Robert Betz, in dessen Reihen ich fortan als einer seiner engsten Therapeutinnen und Seminarleiterinnen arbeiten durfte. Und so ging ich immer weiter auf die Suche. Besuchte viele Frauenseminare, widmete mich dem alten tantrischen, vedischen, schamanischen und indianischen Wissen, um mich zu erinnern und schließlich das zu lehren, was in uns allen liegt und nur darauf wartet, wiederentdeckt zu werden.

Ich kannte zu diesem Zeitpunkt noch nicht diese große Kraft in mir, die jede Frau inne hat, diese tiefe Verbundenheit zu Mutter Erde und zu allem was ist und vertraute noch nicht auf all diese Fähigkeiten die in jeder einzelnen Frau tief verankert sind.
Alte Naturvölker waren noch sehr vertraut mit all diesen Kräften und Eigenschaften die Frauen noch sehr bewusst ins sich fühlten und lebten. Die Frauen damals waren einander noch sehr verbunden, stärkten einander, verbrachten Zeit miteinander um sich an den weiblichen Energien zu nähren. Wie erleben wir das heute? Haben wir nährende Frauenfreundschaften? Ich halte das für sehr wichtig.
Wie also kann ich Weiblichkeit leben und in mir fördern?

Es ist sehr förderlich sich selbst einmal die Frage zu beantworten, was für mich selbst Weiblichkeit überhaupt ist! Wie wäre ich, wenn ich voll und ganz in meiner Weiblichkeit angekommen wäre? Wie würde ich leben? Wie würde ich Sein?
Habe ich schon nährende Frauenfreundschaften in meinem Leben?
In meinen Seminaren erlebe ich es immer wieder, dass meine Teilnehmerinnen sehr „allergisch“ auf weibliche Attribute reagieren, weil wir mit den männlichen Attributen groß wurden. Männliche Attribute wie das „machen, tun, anpacken, arbeiten, erobern, vernünftig sein, kontrollieren“, kennen wir sehr gut und leben sie tagtäglich. Was sollen wir auch anderes tun? Schließlich wurde es uns nicht nur schon so vorgelebt, sondern ist auch anerkannt in unserer Gesellschaft. Diese ist im Moment in meinem Erleben noch immer sehr geprägt vom männlichen Prinzip und so fehlt uns manchmal noch der Gegenpol, der uns allen gut täte und sich glücklicherweise auch immer mehr manifestiert.

Weibliche Attribute wie das Loslassen, sich hingeben, fühlen, vertrauen, intuitiv sein, annehmen, integrieren, vergeben, schwach sein, bewahren, geschehen lassen, geduldig sein und ins Innen gehen sind manches Mal noch eher negativ belegt und so werde ich dann gerne gefragt, wie das denn gehen soll, bei all den vielen Aufgaben, die tagtäglich anstehen. Wie soll ich da geschehen lassen, loslassen, mich hingeben und vertrauen?
Was empfindest Du als Frau, wenn Du die weiblichen Attribute, die hier aufgeführt sind, hörst? Hast Du ein gutes und bejahendes Gefühl zu ihnen, oder lehnst Du sie teilweise noch ab? Genau, da darfst Du ansetzen. Wie soll etwas in unser Leben kommen, wenn wir es ablehnen und vielleicht gar nicht haben wollen? Warum ist es noch negativ belegt, das darfst Du für Dich einmal beantworten.
Ich fand meine Antworten mehr und mehr, in der Annahme meiner Selbst und dem ausprobieren neuer Möglichkeiten. Probiere es also einfach mal aus, weniger zu tun am Tag und mehr zuzulassen. Höre wieder mehr auf Deine innere Stimme. Vertraue Deiner Intuition!
Wir Frauen haben eine große Kraft und Stärke in uns, eine sehr alte und intuitive Weisheit, mit der wir eine große innere Ruhe ausstrahlen und das ist etwas sehr geerdetes. Ohne sich anstrengen zu müssen, halten wir die Energie und ziehen so all das an, was wir uns wünschen. Es geht nicht ums Tun, sondern um das Sein.
Daher empfehle ich in die Natur zu gehen, sich mit Mutter Erde zu verbinden. Sie ist weiblich und trägt alles in sich. Ich treffe und umgebe mich seitdem sehr viel mehr bewusst mit Frauen.

Ich liebe es, Frauenseminare zu geben und achte darauf oft in Frauenenergie zu sein, pflege meine Frauenfreundschaften und vertraue mich an, zeige mich mit all meinen Stärken und Schwächen, weil es nichts schöneres gibt, als sich authentisch und ehrlich mit allem was uns ausmacht zu zeigen und in der Welt zu sein. Das bewirkt in mir ein Loslassen, ein Zulassen und ein sich Einlassen auf alles was ist.
Ich achte bewusst auf Pausen am Tag und viele Momente in denen ich das leben kann, was ich mir wünsche. Ich esse bewusst und dankbar mein Essen, gönne mir das wonach mir ist, genieße und mache alles sehr viel langsamer als früher.
Ich habe meine Wünsche und Bedürfnisse noch einmal hinterfragt und viele Karrieregedanken und Ansprüche an mich selbst losgelassen. Unser Leben hier ist endlich und wir dürfen es schon heute genießen, denn wir wissen nicht wie lange wir hier auf Erden wirklich verweilen dürfen.
Ich übe es, meinen Tagesablauf, einfach auf mich zukommen zu lassen, keine to do Listen mehr zu schreiben und schon gar keine mehr abzuarbeiten.
Es kann toll sein, den Haushalt mal bewusst so zu lassen wie er ist und zu überprüfen, ob denn tatsächlich all der Perfektionismus nötig ist.
Ich hinterfrage vieles von dem, was ich sonst wie ein Sklave meiner Selbst tagtäglich abgearbeitet habe. Ich frage mich, WER das wirklich von mir gefordert hat und stelle oft fest, dass nur ich es war.

So genieße ich meinen Tag, bewege liebevoll und weiblich meinen Körper, nicht in anstrengenden Fitnesskursen so wie früher, der Leistung wegen, sondern in bewussteren und langsameren, aber viel genußvolleren Einheiten, die mir gut tun.
Ich höre mehr auf meinen Körper, auf meine innere Stimme und widme mich mir selbst. Jeden Tag gönne ich mir all das, was ich mir sonst immer von anderen Menschen gewünscht habe.
Ich schenke mir vor dem Spiegel liebevoll Aufmerksamkeit, creme mich bewusst mit wertvollen Ölen ein, höre täglich die Musik die mein Herz erfreut, pflege die Kontakte die mich nähren, mache die Dinge die mir Freude machen, schaue was ich im Moment brauche und bin liebevoll und zuträglich zu mir, statt streng und unnachgiebig.

Ich habe gelernt Nein zu sagen. Liebevoll und dennoch bestimmt.
Vielleicht magst Du einige dieser Ideen für Dich einmal ausprobieren und so mehr und mehr in Dein weibliches Leben integrieren? Ich freue mich auf Dein feedback, Deine Erfahrungen und Deine Ideen zum Thema Weiblichkeit.

Liebe Grüße
Deine
Christina Grahn von Herz über Kopf
www.herz-kopf.com